Kindertagesbetreuung. Was kostet sie?

Gebührenanpassungen tun weh

Jahrelang haben die sehr guten Gewerbesteuereinnahmen dazu geführt, dass die Gebühren und Beiträge in der Stadt nicht angepasst werden mussten, auch dort nicht, wo die Kosten unverhältnismäßig gestiegen sind. Für die hervorragende Kindertagesbetreuung hatte die Stadt im Jahr 2005 schon einen Zuschussbedarf von 8,4 Millionen Euro. Der ist in den letzten 10 Jahren auf 16,7 Millionen gestiegen und in diesem Jahr sind nach Plan schon über 18 Millionen fällig.
In den vergangenen Jahren wurden Kindertagesstätten gebaut, die Betreuungszeiten ausgeweitet und jedes Jahre viele Erzieher/innen neu eingestellt. Eigentlich sollte die Bildungseinrichtung Kindertagesbetreuung wie die Schulen für alle Kinder zum Null- tarif zur Verfügung stehen. Hierzu wäre aber eine Finanzierung durch Bund und Land aus Steuereinnahmen notwendig.
Eltern, die ihr Kind in Niederweimar in die Ganztagsgruppe schicken, zahlen monatlich 214 Euro und in Lahntal 270 Euro; in Marburg aktuell nur 139 Euro. Selbst bei diesen Elternbeiträgen besteht noch ein hoher kommunaler Zuschussbedarf. In Marburg kommt noch hinzu, dass kein Kind aus finanziellen Gründen den Kindergarten nicht besuchen kann. Mehr als ein Drittel der Eltern sind von der Zahlung der Beiträge ganz befreit, fast ein weiteres Drittel zahlt ermäßigte Gebühren.
Wir wollen andererseits weder einfach die Öffnungszeiten verkürzen noch die Qualität der Betreuung durch weniger Personal verschlechtern. Stattdessen sollen alle Kinder einen angemessenen Platz in einer guten Kindertages- stätte erhalten! Deshalb halten wir eine Anpassung der Beträge – natürlich sozial gestaffelt wie bisher – für dringend erforderlich. Gebührenanpassungen tun weh! Ja, aber wir hoffen auf das Verständnis der betroffenen Eltern! Denn das ausgezeichnete Angebot mit seiner Ganztagsversorgung wird so erhalten.

Ulrich Severin
Sozialpolitischer Sprecher