Lokschuppen-Konzept überzeugt

Wichtige Entscheidungen brauchen intensive Diskussionen. Die haben wir in der SPD-Fraktion in den vergangenen Wochen und Monaten geführt. Engagiert und intensiv. Am Ende hat sich die Fraktion ohne Gegenstimmen für das nun vorgelegte Konzept der Bietergemeinschaft Schneider/Christmann + Pfeiffer entschieden.

Am Anfang stand die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung, den Lokschuppen und das Werkstattgebäude zu verkaufen. Trotz über 10-jähriger, breiter Diskussion konnte kein tragfähiges und zugleich für Marburg finanziell darstellbares Nutzungskonzept umgesetzt werden. Zugleich war der Lokschuppen mehr und mehr dem Verfall preisgegeben. Immerhin konnte der Lokschuppen vor einigen Jahren in städtisches Eigentum übergehen. Damit war endlich zeitnah eine Perspektive möglich.

Im letzten Jahr hat die Stadtverordnetenversammlung ein offenes, transparentes Auswahlverfahren beschlossen, das zur Vorbereitung der Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung diente. Im Auswahlgremium waren der Magistrat und die Verwaltung, die Anlieger und Nutzer, verschiedene Beiräte und alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung vertreten, so dass der Beteiligungsprozess breit aufgestellt war.

Die Bewertung der eingereichten Entwürfe erfolgte anhand der Kriterien Denkmalschutz, Architektur, Gestaltung, städtebauliches Konzept (wozu auch die Verträglichkeit mit den vorhandenen Nutzungen des Areals und des weiteren Quartiers gehört) und Art der Nutzung, nach Wirtschaftlichkeit, Realisierungszeitraum und energetischem Konzept.

Transparentes Auswahlverfahren

Das Auswahlgremium gab dem gemeinsamen Konzept der sich im Verlauf des Prozesses als eine Bietergemeinschaft zusammengeschlossenen Bewerber Schneider und Christmann + Pfeiffer die beste Empfehlung.

Unsere Gründe, dem Verkauf des Lokschuppens an die Bietergemeinschaft zuzustimmen:


  • Das Konzept der Bietergemeinschaft von Schneider und C+P ist überzeugend. Die Berücksichtigung des Denkmalschutzes und das Nutzungskonzept sind aufeinander abgestimmt.
  • Das Konzept trägt sich wirtschaftlich, die von einem Bieter gewünschte Rücktrittsklausel gibt es nicht mehr.
  • Die Schaffung eines kreativen Raums für Start-Up-Unternehmen ist ein Gewinn für den Standort Marburg. In den Räumlichkeiten des denkmalgeschützten Lokschuppens entsteht eine ganz eigene Spannung von Tradition und Moderne, von Industriekultur und Innovation.
  • Das geplante Hotel im 2-Sterne-Segment füllt eine Lücke im Angebot in Marburg. Wir gehen davon aus, dass das Hotel nicht nur von den Nutzern des Lokschuppens belegt wird, sondern ebenso von Touristen, Geschäftsreisenden und anderen Besucherinnen und Besuchern unserer Stadt.
  • Für die bisherigen Nutzer des Werkstattgebäudes werden Ausweichmöglichkeiten gefunden.
  • Der Charakter als Industriedenkmal bleibt erhalten. Hier hat das neuerliche Konzept unseres Erachtens so- gar noch einmal Verbesserungen erfahren. Der Erhalt eines Industriedenkmals muss nicht notwendig die Konservierung eines Ursprungszustands bedeuten, sondern kann gerade auch durch gestalterische Brüche und neue Nutzungen zu einer Auseinandersetzung mit diesem Teil unserer lokalen Wirtschaftsgeschichte beitragen.
  • Für die Ortenberggemeinde wird nach Möglichkeiten auch in anderen Gebäuden des Areals gesucht.
  • Die Veranstaltungsräume im Lokschuppen sind eine Bereicherung des Bestehenden. Wir gehen von keiner Konkurrenz zu bisherigen Angeboten (KFZ, Waggonhalle, Erwin-Piscator-Haus) aus.
  • Die geplante Gastronomie im Lokschuppen ist eine Ergänzung und auch angesichts der zu erwarten- den zunehmenden Zahl von Personen auf dem Gelände keine Gefahr für den Betrieb des „Rotkehlchens“.

Konzeptausschreibung: nicht selbstverständlich, aber bemerkenswert


Im gesamten Prozess hat es von vornherein mit der Konzeptausschreibung, die auch außerhalb Marburgs lobend zur Kenntnis genommen wurde, ein breites Beteiligungsverfahren auf unterschiedlichen Ebenen gegeben. Zuletzt bestand die Möglichkeit, in der öffentlichen Sitzung des Bau- und Planungsausschusses im September das Konzept kennenzulernen und Fragen zu stellen. Auch die örtliche Presse hat intensiv berichtet. Alle Unterlagen, die für eine Entscheidung relevant sind, sind über das Internet verfügbar – zum Beispiel die aktualisierten Konzepte aller Bieter einschließlich Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Visualisierungen. Deshalb konnte im September entschieden werden.

Dies war auch deshalb notwendig, weil sich der Lokschuppen in einem kritischen Zustand befindet. Sicherungsmaßnahmen mussten schon durchgeführt werden. Mit dem Verkauf geht diese Verantwortung auf den neuen Besitzer über.

Die SPD-Fraktion steht auch weiterhin für transparente Information und Beteiligung. Auch die jetzigen Planungen enthalten noch einige offene Punkte, zum Beispiel in Bezug auf Parkplätze und Gestaltung des Freigeländes.

Hier wird es sinnvoll sein, etwa im Rahmen einer Bürgerinformations-Veranstaltung, wieder die Kompetenzen der Anrainer und der Bevölkerung der Stadt einzubeziehen, um zu guten Lösungen zu kommen. Darüber hinaus setzen wir darauf, dass alle unmittelbar und mittelbar Beteiligten im Dialog bleiben und offene, ggf. auch kritische Punkte miteinander klären. Hier kann unter Umständen auch die Aufgabe einer städtischen Vermittlung liegen.

Waggonhallen-Areal gewinnt insgesamt


Wir sind überzeugt, dass mit der Sanierung des Lokschuppens und seinen neuen Nutzungen das auch städte- baulich wichtige Waggonhallenareal insgesamt eine deutliche Aufwertung erfährt und dass die Kooperation und das Miteinander von bisherigen und neuen Nutzern zum Vorteil für alle sein werden. Das Waggonhallenareal wird in Zukunft durch die neuen Akteure ergänzt und weitere Belebung erfahren.